Förderpreis 2018
(von links) Thomas Deicke (Sprecher der Geschäftsführung Saarbrücker Zeitung), die Preisträger Meike Hickmann, Constantin Lummitsch, Nina Drokur, Natalie Hartl und Melanie Schröder sowie Medienwissenschaftler Prof. Hans-Jürgen Bucher und Journalistik-Professor Axel Buchholz.
Nina Drokur
„Wenn ein Blinder uns die Augen öffnet“
aus der 6-teiligen Serie „Barrierefreies Saarbrücken“ der Saarbrücker Zeitung
Nina Drokur behandelt in ihrer Serie ein für einen Lokalteil aktuelles und relevantes Thema. Besonders gelungen und preiswürdig ist die Folge „Wenn ein Blinder uns die Augen öffnet“, die aus der Serie herausragt und als Einzelbeitrag bewertet wird. Der Rundgang mit dem Blinden ist gut geschrieben und verdeutlicht reportageartig zahlreiche bekannte und unbekannte Probleme. Die Serienfolge holt ab und nimmt mit. Ein relevantes und preiswürdiges Stück Lokaljournalismus.
Natalie Hartl
„Party ist sein Beruf“
aus der Sommerserie „Nachschicht“ des Trierischen Volksfreundes
Der Beitrag von Nathalie Hartl ragt aus der eingereichten Serie „Nachtschicht“ heraus und wird als Einzelbeitrag bewertet. Der Beitrag ist eine Kombination aus Porträt und Reportage. Dominique Koch wird als DJ porträtiert und eine seiner Nachtschichten wird in szenischen Bildern wiedergegeben. Der Beitrag ist sehr gut geschrieben, und – was in den übrigen Arbeiten eher selten war – sehr gut und nachvollziehbar durch Zwischenüberschriften gegliedert. Die publizistische Leistung des Beitrags besteht darin, den Lesern aus höheren Altersgruppen (Eltern, Großeltern, LehrerInnen etc.) ein Stück Jugendkultur zu präsentieren, zu dem sie in der Regel keinen Zugang haben. Die atmosphärischen Fotos, ebenfalls von der Autorin, tragen zur szenischen Vermittlung bei. Ergänzt wird der Beitrag durch eine informative Kurzinfo über den Beruf des DJs in einem Infostück.
Meike Hickmann
„Immer in der Nähe“
aus der Allgemeinen Zeitung
Meike Hickmann begleitet eine junge Pflegerin – und nimmt den Leser mit. Genau das soll eine Reportage leisten. Wir begegnen nur geschlagenen Menschen in Not und erleben, wie sich die Pflegerin gegen den Zeitmangel und gegen den Verdruss stemmt, wie sehr ihr diese Menschen, die ihr so viel Arbeit machen, am Herzen liegen. Frau Hickmann beschreibt dies alles ruhig, bisweilen lakonisch, aber stets präzise und jederzeit sehr lesbar. Die Pflegerin erscheint vielleicht etwas zu belastbar, die Umstände noch etwas zu liebevoll, aber das Stück wirkt absolut glaubhaft, auch weil Frau Hickmann erkennbar genau hinhört und hinsieht. Die doppelseitige Reportage über den Alltag einer Altenpflegerin auf einer Demenzstation ist sehr gelungen und ein ausgezeichnetes Stück Lokaljournalismus.
Constantin Lummitsch
„Bilanz einer Todesnacht“
aus dem Darmstädter Echo
Constantin Lummitsch, der bereits im vergangenen Jahr zu den Preisträgern gehörte, hatte die gute Idee, sich auch einmal um die Opfer derjenigen zu kümmern, die immer wieder als Täter durch Medien geistern. Er hat Opfer und Täter gesprochen und sein Doppelporträt im Wechselspiel der Ansichten von Opfer und Täter aufgebaut. Seine Doppelseite und die identische Pageflow-Geschichte im Netz sind gelungen. Herr Lummitsch spricht die entscheidenden Punkte an, er lässt beide Personen zu Wort kommen, er beschreibt das Notwenige anschaulich. Seine Sprache ist knapp, aber präzise, gerne präsentiert er überraschende Details.
Melanie Schröder
„Gemeinsam einsam“
5-teilige Serie aus der Rhein-Zeitung
Das Thema von Melanie Schröder ist anspruchsvoll und aktuell: Einsamkeit. Besonders die drei Seiten mit ziemlich gelungenen Porträts von Fällen der sechs relevanten Gruppen überzeugen. Abschließend folgt eine ziemlich runde Seite zur Altersarmut, die auch eine gute Soloseite gewesen wäre. Die Schreibe ist durchgehend gut. Eine gut gemachte und preiswürdige Serie.